GPS-Fahrradcomputer - Fortschritt oder Rückschritt?

Lange Zeit gab es im wesentlichen eine Art von Fahrradccomputern – nämlich solche, die mit einem Sensor die Raddrehzahl messen und daraus die Geschwindigkeit und weitere Größen errechnen. Seit einigen Jahren kommen immer mehr Fahrradcomputer mit integriertem GPS-Empfänger auf den Markt. Die Position kann also satellitengestützt bestimmt werden. Welche Vorteile haben solche GPS-Fahrradcomputer – und gibt es auch Nachteile? Dies soll dieser Artikel in Kürze zusammenfassen.

Noch ein kurzer Hinweis: ich rede hier nicht von Fahrrad-Navis, welche zwar auch einen GPS-Empfänger haben, aber zusätzlich mit einer Kartenanzeige die Navigation stark vereinfachen. Auch wenn einige Vor- und Nachteile mit GPS-Fahrradcomputern deckungsgleich sind, ist in diesem Artikel eher die Rede von Geräten ohne Kartenanzeige.

Kurzüberblick für Eilige

+ Radsensor nicht zwingend notwendig: einfach anstecken und losfahren
+ Raddurchmesser ist für GPS unerheblich. Verwendung an verschiedenen Rädern ohne Einstellung des Raddurchmessers möglich
aber: Messung von Strecke und Geschwindigkeit per GPS eher ungenau, für präzise Messung zusätzliche Radsensoren daher trotzdem nötig
+ Aufzeichnung der Geokoordinaten möglich. Gefahrener Streckenverlauf kann am PC angezeigt werden
deutlich reduzierte Batterielaufzeit: je nach Modell etwa 10 bis 30 Stunden Fahrzeit, gegenüber mehreren 100 Stunden bei herkömmlichen Fahrradcomputern
hoher Preis: auch einfache Modelle sind kaum unter 100 € zu haben und damit deutlich teurer als die meisten klassischen Fahrradcomputer

Radsensor nicht nötig – für Präzision aber dennoch empfohlen

Ein Vorteil, der bei Verwendung eines GPS-Empfängers im Fahrradcomputer sofort auffällt ist, dass ein Radsensor zur Messung der Geschwindigkeit nicht mehr zwingend notwendig ist. Die Position wird einfach ständig aus dem Satelitensignal ermittelt. Aus der Änderung der Position ergibt sich die Geschwindigkeit. Ein Radsensor kann also entfallen. Auch, dass man den Raddurchmesser im Fahrradcomputer einprogrammieren muss wird überflüssig. Und es gibt sogar noch einen Vorteil: per GPS lässt sich auch noch die Höhe bestimmen. Ein GPS-Fahrradcomputer hat also prinzipbedingt die Möglichkeit, die gefahrenen Höhenmeter zu messen und eine Anzeige dieser Information ist bei vielen Modellen dann auch möglich.

Nun kommt allerdings der Haken. Auch wenn sich mit dem GPS-System der aktuelle Ort recht genau bestimmen lässt, ist immer eine gewisse Ungenauigkeit vorhanden. Wird daraus dann die gefahrene Strecke ermittelt, summieren sich diese Ungenauigkeiten weiter. Wer von seinem herkömmlichen Fahrradcomputer präzise Werte gewohnt war, wird von einem GPS-Fahrradcomputer vielleicht enttäuscht sein.
Schlimmer wird das Problem im Wald oder in Häuserschluchten. Hier verschlechtert sich die Verbindung zu den Satelliten oder wird im Extremfall sogar ganz unmöglich. In einem Tunnel beispielsweise ist jede Messung per GPS ausgeschlossen.
Wie kann man das lösen? So wie früher: man verwendet doch wieder zusätzlich einen Radsensor. Viele GPS-Fahrradcomputer bieten daher die Möglichkeit der Ankopplung von Radsensoren. Dies geschieht in der Regel mit einer drahtlosen Verbindung nach ANT+ Standard. Über diese ANT+ Schnittstelle können dann gleichzeitig auch Sensoren zur Messung von Tritt- und Herzfrequenz angekoppelt werden. Wenn man darauf Wert legt, kommt man ohne zusätzliche Sensoren ohnehin nicht aus, denn Kurbeldrehzahl und Puls lassen sich schlecht per GPS messen.

Noch kritischer ist es übrigens bei der Höhenmessung. Diese ist per GPS noch stärker fehlerbehaftet als die Position. Und so haben teurere GPS-Fahrradcomputer dann doch auch wieder einen barometrischen Höhenmesser integriert, der die gefahrenen Höhenmeter aus der Veränderung des Luftdruckes ableitet.

Also ja: mit einem GPS-Fahrradcomputer kann man auf einen Radsensor verzichten – aber nur, wenn man auch auf Präzision verzichten kann.

Aufzeichnung der Geokoordinaten – wo bin ich eigentlich langgefahren?

Ein weiterer Vorteil eines GPS-Fahrradcomputers ist allerdings unbestritten. Da per GPS die Position auf der Erdoberfläche bestimmt werden kann, kann man die Wegpunkte seiner gefahrenen Route protokollieren. Zu hause ist dann beispielsweise eine Anzeige der gefahrenen Route auf einer (digitalen) Karte möglich. Oder auch eine Weitergabe der gefahrenen Route an andere.

Und auch einfache Navigationsfunktionen bieten manche GPS-Fahrradcomputer. Auch wenn eine „richtige“ Navigation wie bei einem Fahrradnavi mit Kartenanzeige nicht möglich ist, so bieten manche GPS-Fahrradcomputer doch eine Eingabe der Zielkoordinaten an und informieren einen dann über Entfernung und Richtung des Ziels. Sich richtig zu verfahren wird so recht zuverlässig verhindert.

Akkulaufzeit – die große Schwäche

herkömmliche Fahrradcomputer verbrauchen sehr wenig Strom. In der Regel werden sie daher mit einer kleinen Knopfzelle betrieben und halten damit trotzdem sehr lange durch. Betriebszeiten von mehreren Jahren sind durchaus möglich.
Anders sieht es leider mit GPS-Fahrradcomputern aus. Der GPS-Empfänger verbraucht viel Strom, der Betrieb mit einer Knopfzelle verbietet sich daher von selbst. Stattdessen sind GPS-Fahrradcomputer meist mit einem Li-Ion-Akku ausgestattet, der eine größere Kapazität aufweist und sich leicht nachladen lässt. Aber auch damit erreicht man Betriebszeiten, die deutlich geringer sind, als bei klassischen Fahrradcomputern. Je nach Modell und Betriebsbedingungen, erreicht man Fahrzeiten zwischen etwa 10 und 30 Stunden. Danach muss der GPS-Fahrradcomputer wieder an die Steckdose um den Akku nachzuladen.
Für jemanden der mehrtägige Radtouren ohne Nachlademöglichkeit unternimmt, ist ein GPS-Fahrradcomputer also eher nichts (es sei denn, man lädt das Gerät über den Nabendynamo). Aber auch, wer sich nicht ständig über das Nachladen des Akkus Gedanken machen mag, sollte darüber nachdenken, ob ein GPS-Fahrradcomputer wirklich das richtige ist.

Der Preis – nichts für Pfennigfuchser

Und ein weiterer Nachteil von GPS-Fahrradcomputern ist der Preis. Selbst die günstigsten Modelle sind kaum unter 100 € zu haben. Klassische Fahrradcomputer bekommt man dagegen teils ab 10€. Zugegebenermaßen ist dieser Vergleich nicht ganz fair. Ganz einfache Fahrradcomputer bieten teils nur die Anzeige von Geschwindigkeit, Fahrstrecke und Uhrzeit. Selbst die einfachsten GPS-Fahrradcomputer bieten einen deutlich größeren Funktionsumfang. Aber trotzdem gilt: mit einem GPS-Fahrradcomputer kommt man in der Regel deutlich teurer.
Richtig teuer wird es dann mit Ant+-Schnittstelle und zugehörigen Sensoren. Preise in der Größenordnung zwischen 200 und 300 € sind dann fällig.

Fazit

GPS-Fahrradcomputer bieten unbestreitbare Vorteile. Aber gleichzeitig auch einige Nachteile gegenüber herkömmlichen Fahrradcomputern. Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob die Vorteile die Nachteile überwiegen. Eine eindeutige Empfehlung kann es hier nicht geben. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen und Wünsche. Aber mit den im Artikel genannten Informationen sollte jeder für sich die passende Wahl treffen können.

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Kommentare

  1. Detlef Bachem

    Liebe GPS-Fahrradcomputer-Tester,

    ich nutze seit Längerem als GPS-Fahrradcomputer einen Garmin etrex 30.
    Warum?
    Abgesehen davon, dass es ein tolles Gerät mit allen wichtigen Ausstattungsmerkmalen ist, wird er als eines der sehr wenigen mit herkömmlichen AA-Zellen betrieben – egal welcher Sorte. Gute Batterien halten drei Tagesetappen durch – nachkaufen kann man sie unterwegs überall; bei einem kleinen Vorrat kann man also fast unbegrenzt unterwegs sein!

    vG
    D. Bachem

  2. Ernst

    Sehr guter Artikel, ein Argument würde ich aber noch hinzufügen :
    Eine GPS Aufzeichnung kann man problemlos mittels geeigneter App mit jedem Smartphone durchführen. Der Funktionsumfang ist hier erheblich größer als bei den einfachen Fahrradcomputern und der Akku hält auch eine längere Tagestour durch. Insofern sehe ich keinen Grund mir so ein Gerät anzuschaffen.

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